An den (Haus)aufgaben wachsen
Veröffentlicht am 17.04.2025 von Patrik R. Brunner
Eigenverantwortung und Gemeinsinn gehören für mich zu den wichtigsten Themen. Darunter verstehe ich nicht nur, dass man für die Folgen seines Handelns einsteht, sondern auch die Konsequenzen akzeptiert, wenn man etwas nicht tut. Deshalb gehe ich den Dingen nach, die mir auffallen, mich zum Nachdenken bringen oder gegen meine Werte verstossen und die ich für gesellschaftsrelevant halte. Ich nehme mir Zeit, auch ausserhalb der Kommissionsarbeit Themen auf den Tisch zu bringen, wie beispielsweise eine schriftliche Anfrage zum Thema Quartierräume und Gemeinschaftszentren. Es gibt in der Stadt Zürich eine Vielzahl öffentlicher Flächen, die man mieten kann. Davon könnten viele profitieren, aber das Angebot ist unübersichtlich und nicht verständlich. Ebenso hinterfragte ich die Sendeinhalte des Radio LoRa und stellte eine schriftliche Anfrage. Wenn ein Radio immer wieder Sprachrohr für extreme demokratiefeindliche Gruppierungen ist und gewaltverherrlichende sowie antisemitische Inhalte veröffentlicht, aber zu Teilen von der Stadt Zürich mitfinanziert wird, dann kann ich nicht weghören. Genauso wie ich nicht wegsehen kann, wenn ein Pilotprojekt mit Steuergeldern kostenfreie Rechtsberatung für abgewiesene Asylanten finanziert. Bei allem Engagement die Balance zu bewahren, steht für mich im Zeichen des Gemeinsinns. Denn als freisinniger Politiker möchte ich weder die Behörden unnötig belasten noch zusätzliche Kosten verursachen – deshalb initiiere ich keine parlamentarischen Vorstösse.
Zugunsten des Gemeinsinns
Dass es sich lohnt, seine Stimme zu erheben, sich in die Themen einzuarbeiten und dass man mit echtem Interesse auch etwas bewegen kann, bestätigte sich für mich auch während des vergangenen Vereinsjahrs. So konnte ich beispielsweise den Textänderungsvorschlag beim Postulat zur «Bewilligung geeigneter Strassenabschnitte im Gebiet der Langstrasse/Kernstrasse als Strassenstrichzonen» erfolgreich durchbringen. Es ist und bleibt ein Nutzungskonflikt auf begrenzter Fläche. Aber um sich in dieser Angelegenheit nicht weiter im Kreis zu drehen, habe ich im Namen der FDP einen Textänderungsantrag formuliert, damit Fakten geprüft werden und der Realität in die Augen geschaut wird. Auch die beiden eingereichten Postulate 2025/36 und 2025/37 zur «Gewährleistung einer unbürokratischen Finanzierung für die nachhaltige Begleitung und Unterstützung von Menschen mit Fluchthintergrund in der Berufsausbildung Supported Education der AOZ» sowie für «effizientere und einfachere Verfahren und Prozesse für die Einstellung und Zuweisung der Lernenden im Ausbildungsbetrieb Restaurant Riedbach AOZ» sind praxisnahe Beispiele, wie man Eigenverantwortung lernen und sich für den Gemeinsinn stark machen kann.
Zwischen Diskussion und Konsens
In diesem Vereinsjahr habe ich weniger Sachgeschäfte bearbeitet, weil ich als Präsident der Sachkommission andere Aufgaben übernommen habe, wie zum Beispiel den Überblick zu behalten, damit Geschäfte gut geplant und zügig abgeschlossen werden, ohne Mehrkosten zu verursachen. Als Leiter der Sitzungen ist man in jedes Geschäft involviert und es ist ein Spagat, vertiefte Diskussionen zu ermöglichen, ohne dass sie ins Uferlose führen – gerade wenn je nach Thema, unterschiedlichem Wissensstand und politischer Ausrichtung viel Redebedarf besteht. Alles in allem empfand ich mein Präsidialjahr als Bereicherung. Die Zusammenarbeit mit Stadtrat Golta und den Mitarbeitenden des Departementssekretariats macht mir grosse Freude: Sie sind zwar sehr links orientiert, aber in der Sache äusserst kompetent. Das macht es für mich enorm spannend. In einer solch intensiven Zusammenarbeit als würdiger Gegner on point zu sein, ist eine Herausforderung, aber auch eine grosse Motivation. Denn es bedeutet, die volle Verantwortung der Rolle zu übernehmen und die Konsequenzen zu tragen. Und es lässt sich definitiv besser argumentieren, wenn man seine Hausaufgaben gemacht hat.