Blaue Farbe bekennen
Veröffentlicht am 16.01.2018 von Patrik Rudolf Brunner
Bereits im letzten Mai habe ich angekündigt, dass mein Wahlkampf aktiv sein wird. Mehr als ein halbes Jahr später blicke ich zurück auf einige der vielen durchgeführte Aktionen: Zeitungsartikel, Leserbriefe, Facebook-Kampagnen, Plakate, Standaktionen, Video und ein persönlicher Postkartenversand. Ich nutze die noch verbleibende Zeit bis zu den Wahlen am 4. März 2018 und bekenne in diesem Blog noch mehr (blaue) Farbe.
Es ist nicht alles rosarot
Mit der Diskriminierung gegenüber Homosexuellen habe ich mich im letzten Blogeintrag intensiv auseinandergesetzt und ich unterstütze die Anliegen der HAZ (Homosexuelle Arbeitsgruppen Zürich), eine der grössten LGBTQ-Organisationen der Schweiz, die sich für die Achtung der Grund- und Menschenrechte und die völlige rechtliche Gleichstellung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transmenschen in allen Lebensbereichen einsetzt. Als FDP-Politiker bin ich staatskritisch, deshalb habe ich bei der Regenbogen-politik-Umfrage nicht 100 %, sondern 91 % erreicht. Denn auf die Frage, ob ich es befürworte, dass eine Fachstelle für Gleichstellung sich der Anliegen der LGBTQ-Gemeinschaft annimmt, kann ich aufgrund meiner Einstellung nicht mit Ja antworten. Aus meiner Sicht sollte es nicht die Aufgabe des Staates sein, Fachstellen zu gründen. Ich möchte einen „Nanny State“ verhindern und die Eigeninitiative fördern. Deshalb fände ich es eine sehr gute Sache, wenn die Fachstelle aus privater Initiative entstehen würde. Gegenüber neuen Forderungen wie beispielsweise, dass es neben männlich und weiblich eine geschlechtsneutrale Form geben soll, bin ich offen. Ich verstehe, dass es für Transgender schwierig wenn nicht unmöglich ist, sich für eine der beiden Optionen zu entscheiden. In unserer modernen westlichen Gesellschaft sind männlich und weiblich als Geschlechter verankert. Tatsache ist aber, dass es bereits in der griechischen Mythologie die Figur Hermaphroditos, ein zweigeschlechtliches Wesen, gab und Transgender somit keine neumodische Erscheinung ist.
Grauzone – es gibt mehr als Schwarz und Weiss
Blaue Farbe bekennen heisst für mich natürlich auch, die Onlineplattform Smartovote zu nutzen, um mein Profil zu veröffentlichen.

So sehr ich ein Mann der klaren Worte bin, wird bei dieser Umfrage deutlich, dass es nicht nur Schwarz und Weiss gibt. Ich würde in vielen Punkten der Sache zustimmen, antworte aber aufgrund der Fragestellung mit Nein. Ich sehe mich als gesellschaftsliberalen Politiker, kann aber beispielsweise auf die Frage „Soll der Konsum von Cannabis sowie dessen Besitz für den Eigengebrauch legalisiert werden?“ nicht mit Ja antworten. Trotzdem bin ich, weil für mich Alkohol ebenfalls eine Droge ist, etwas hin und her gerissen. Beide Substanzen haben eine berauschende Wirkung und ich habe noch nie gehört, dass eine Familie wegen Cannabis auseinandergebrochen ist, aber Alkoholgeschichten kennen wir vermutlich alle. Aus rein ökonomischer und nicht moralischer Sicht müsste man sowieso alle Drogen legalisieren, weil damit die Drogenkriminalität eingedämmt und die Qualität der Drogen verbessert würde und demnach die Folgeschäden weniger schwer wären. Wenn Angebot und Nachfrage den Drogenmarkt bestimmen würden, wäre die Situation sowieso eine andere. Zudem könnte das Geld, das heute in die Bekämpfung von Drogenkriminalität und in das Justizsystem fliesst, für die Prävention und Folgeschäden ausgegeben werden. Es geht mir natürlich nicht darum, den Drogenkonsum zu fördern, deshalb wäre eine intensive, frühe Aufklärung bereits im Schulalter die Voraussetzung.
Im Folgenden gehe ich auf weitere Fragestellungen ein, deren Antworten für mich ebenfalls in der Grauzone sind.
Erhöhung des Rentenalters
„Befürworten Sie eine Erhöhung des Rentenalters für Frauen und Männer auf 67?“
Die generelle Erhöhung des Rentenalters kann ich nicht unterstützen, weil Bauarbeiter einfach anderen körperlichen Belastungen ausgesetzt sind als Lehrer oder Anwälte. Ich bin für eine Angleichung des Pensionsalters der Geschlechter und für ein flexibles Rentenalter, abhängig vom Beruf.
Vaterschaftsurlaub
„Eine eidgenössische Volksinitiative fordert einen bezahlten Vaterschaftsurlaub von vier Wochen. Befürworten Sie dieses Anliegen?“
Ich finde, es sollte einen Elternurlaub von 6 oder 7 Monaten geben. So können sich Vater, Mutter oder beide um das Kind kümmern, Teilzeit oder einer von beiden Vollzeit arbeiten und den Elternurlaub gemäss ihren Bedürfnissen einsetzen. Wir haben mittlerweile Karrierefrauen und fördern dies auch mit unseren Ausbildungen. Wirtschaftlich gesehen macht es deshalb Sinn, wenn diese Frauen sich nicht komplett aus dem Arbeitsmarkt zurückziehen. Es ist ohnehin schon schwierig, sich hochzuarbeiten und nach einer Mutterschaft noch schwerer, wieder einzusteigen, das ist ein gesellschaftliches Problem. In der heutigen Zeit sollte es möglich sein, dass sich der Mann 6 Monate ums Kind kümmert, wenn die Frau den besseren Job hat und diesen nicht aufgeben möchte oder wenn andere Gründe dafür sprechen. Elternurlaub wäre die ideale Lösung, weil ein Paar selber entscheiden kann, was am besten zu seinem Lebensmodell passt.
Stadtspitäler aus Verwaltung ausgliedern
„In der Stadt Zürich gehören die Spitäler Waid und Triemli zur Stadtverwaltung. Würden Sie eine Verselbständigung – als öffentlich-rechtliche Anstalt oder stadteigene Aktiengesellschaft – befürworten?“
Die Stadtspitäler Waid und Triemli müssen unbedingt ausgegliedert und von mir aus in eine AG umgewandelt werden. Ich sehe ein, dass ein Klärwerk oder die VBZ im freien Markt nicht funktionieren können. Aber Krankenhäuser brauchen dringend den Markt, die Konkurrenz und damit den Druck. Zum jetzigen Zeitpunkt sind die Stadtspitäler für den zunehmenden Preis- und Konkurrenzdruck schlecht gerüstet, da besteht dringend Handlungsbedarf, wie dies auch in der FDP-Medienmitteilung vom 27.11.2017 erläutert wird.
Schule Bildung und Sport
„Gemäss dem Konzept der integrativen Schule werden Kinder mit Lernschwierigkeiten oder Behinderungen grundsätzlich in regulären Schulklassen unterrichtet. Befürworten Sie dies?“
Da bin ich extrem kritisch. Ich bin dafür, dass es Kontakt geben soll zwischen Kindern in regulären Schulklassen und Kindern mit Lernschwierigkeiten oder Behinderungen, aber hinter diesem Konzept steckt viel Kuschelpädagogik. Einem betroffenen Kind bringt die Integration nicht viel. Das Einzige, was es von den Mitschülern zu spüren bekommt, ist, dass es anders ist und Hänseleien auf dem Pausenplatz sind vorprogrammiert. Kinder reflektieren das eigene Verhalten nicht wie Erwachsene. Sie machen sich keine Gedanken, ob eigene Aussagen und Verhaltensweisen kränkend sind. Deshalb ist aus meiner Sicht die Vorstellung, dass Kinder sich gegenseitig helfen, eine Illusion. Da spreche ich auch als Lehrer. Gezielte Kontakte mittels Projekten oder bei bestimmten Fächern kann ich mir da eher vorstellen. Trotzdem schauen wir meiner Meinung nach in letzter Zeit zu sehr auf die schwachen Kinder. Die anderen zu fördern bleibt auf der Strecke und der Schnitt wird für alle runtergezogen. Als Pädagoge nenne ich das vertherapieren. Es gibt viele Grüne und Linke, die sich mit viel Hoffnung aber wenig Sachverstand für diese Anliegen engagieren.
„Finden Sie es richtig, wenn Schulen Dispense aus religiösen Gründen für einzelne Fächer oder Veranstaltungen (z. B. Turn-/ Schwimmunterricht, Schullager, Sexualkundeunterricht) bewilligen?“
Nein, das finde ich katastrophal. Das gehört zur Integration, egal welcher Religion die Kinder angehören. Jedes Kind soll am Sexualkundeunterricht teilnehmen, wie das Fach gestaltet wird, darüber kann diskutiert werden. Genauso soll jedes Kind am Turn- und Schwimmunterricht sowie am Schullager teilnehmen. Es ist nicht nur ein Teil der Integration, sondern auch dessen, was jedes Kind auf dem Weg zum Erwachsen-werden mitnehmen muss. Ich bin auch nie gerne ins Schullager gegangen, diese Erfahrungen haben mich geprägt. Aber wenn man Kinder vor unangenehmen Situationen behüten will, wie sollen sie sich dann entwickeln? Im Leben muss man sich auch mit Dingen auseinandersetzen, die man nicht gerne hat oder tut oder die einem fremd sind.
Migration und Integration
„Soll im Kanton Zürich das Stimm- und Wahlrecht für Ausländerinnen und Ausländer, die seit mindestens zehn Jahren in der Schweiz leben, auf Gemeindeebene eingeführt werden?“
Das ist genau das, was die Linken falsch machen und da unterscheiden wir uns voneinander. Menschen werden nicht integriert, indem wir ihnen Stimm- und Wahlrecht geben. Das sind Pflichten und Rechte eines Schweizer Staatsbürgers. Es ist kein Anreiz oder Grundrecht und es ist falsch zu glauben, dass man diese Menschen damit integriert. Wer stimmen und wählen möchte, stellt sich dem Procedere und lässt sich einbürgern. Wenn jemand nicht das Ziel hat, den Schweizer Pass zu erhalten, dann ist er hier Gast und hat auch kein Stimm- und Wahlrecht.
Entwicklungshilfe
„Die Stadt Zürich zahlt aktuell jährlich 3 Millionen Franken für die Entwicklungshilfe im Ausland. Sollen diese Mittel gekürzt werden?“
Nein, sie sollen nicht gekürzt, sondern gestrichen werden. Warum in aller Welt bezahlt die Stadt mit unseren Steuergeldern Entwicklungshilfe im Ausland? Was macht denn der Schweizer Bundesstaat? Der hat Aussenbeziehungen und nicht die Stadt Zürich. In Bezug auf meine Aussenpolitik hat diese Antwort natürlich Konsequenzen. Aber mal ehrlich, ich wüsste nicht, ob die Stadt Marseille irgendwo Entwicklungshilfe bezahlt. Diese 3 Millionen würden wir besser in der Steuersenkung investierieren.
Stehen Sie am 4. März 2018 mit mir für unsere liberalen Werte ein.
Ich danke Ihnen, dass Sie meinen Namen 2x auf die Liste setzen, und freue mich über Ihre Stimme.