Der Rosengarten – zieht weitere Kreise
Veröffentlicht am 17.09.2018 von Patrik Rudolf Brunner
Im vergangenen Juli haben die Kommission für Planung und Bau (KPB) sowie die Kommission für Energie, Verkehr und Umwelt (Kevu) mit 10 zu 5 Stimmen im Kantonsrat dem Rosengartentram und -tunnel zugestimmt. Damit sorgen die viel diskutierten Pläne einmal mehr für Schlagzeilen.
Die munteren Zaungäste
Viele Zaungäste scheinen einem Fortschritt noch eine Weile im Wege zu stehen, weshalb das Volk wohl erst nächstes Jahr seine Meinung dazu äussern darf. Dabei geht es beim Rosengarten aufgrund von Lage, Umfang und Betroffenen schon lange um eine belastende Situation, die nicht nur auf lokaler, sondern auch auf kantonaler Ebene verhandelt werden muss. Zum einen betrifft es die Infrastruktur, wie man den Verkehrs-fluss erhalten respektive wieder herstellen kann. Wer vom Zürcher Oberland, von Winterthur oder St. Gallen in die Stadt fahren möchte, kommt ums Kolonnenfahren nicht herum. Zum anderen geht es auf lokaler Ebene um die Gestaltung, weil die Rosengartenstrasse Wipkingen und Höngg seit vielen Jahren voneinander trennt und ein Quartierleben verhindert.
Warum ich mich erneut für den Rosengarten stark mache? Weil das nördliche Gebiet und alles, was unterirdisch geplant ist, unseren Kreis betrifft. Ich wohne selber im Kreis 6, fahre diese Strecke täglich und habe grosses Interesse daran, unser Quartierleben aufzuwerten. Den Verkehr unterirdisch durch die Stadt zu leiten und so oberhalb Platz für eine Tramlinie und mehr Leben zu schaffen, ist für mich eine saubere Lösung.
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Visualisierung Bucheggstrasse © Architron, Bildquelle: rosengarten-zuerich.ch
Der Garten Eden
Doch nicht alle teilen die Meinung, dass sich Zürich als moderne Stadt mit der Kombination aus Rosengartentunnel und Tram für die Zukunft rüstet. Ganz im Gegenteil. Noch immer ist der Rosengarten vielen ein Dorn im Auge und jeder versucht sein Gärtchen zu pflegen. Die SP hat Angst vor noch mehr Autos in der Stadt und spricht von einem verdeckten Kapazitätsausbau und die Grünen gehen davon aus, dass mit dem Tunnel der Stau lediglich örtlich verschoben wird. Auch die SVP war lange skeptisch, be-mängelte die Anzahl Spuren und die hohen Kosten. Zuletzt beantragte sie eine Mittelspur, wie es im Milch-bucktunnel bereits der Fall ist, erhielt Zuspruch und lenkte daraufhin ein. Dass die Zusatzspur von der Mehrheit der Befürworter nicht für die Kapazitätserweiterung, sondern lediglich für die Sicherheit gedacht ist, lässt die SP nicht gelten. Dabei soll bei Unfällen und Unterhaltsarbeiten so verhindert werden, dass der Verkehr erneut über die Quartiere ausweichen müsse.
Natürlich wird weder durch einen unterirdischen Tunnel noch durch die neue Tramverbindung aus dem Rosengarten plötzlich ein Garten Eden. Aber es wäre nicht richtig, wenn nur die Infrastruktur für Autofahrer verbessert würde un der ÖV auf der Strecke bliebe. Die Tramverbindung zwischen Bucheggplatz und Albisriederplatz trägt entscheidend zur Aufwertung der Kreise 6, 10 und 4 bei und bringt Höngg, Unterstrass und Wipkingen näher zusammen. Zudem erhöht die Tramlinie im Vergleich zum Bus die Kapazität und wirkt sich positiv auf einen effizienten Verkehrsfluss aus. Die FDP war von Anfang an bereit, mit allen Konsequenzen in die Kombination der beiden Lösungen zu investieren.

Gesamtprojekt Rosengartentram und -tunnel, Bildquelle: rosengarten-zuerich.ch
Die, die Zürich machen
Für viele schwingt beim Begriff Quartieraufwertung die Angst vor noch weniger bezahlbarem Wohnraum mit. So wie es teilweise bei der beruhigten Weststrasse geschehen ist. Aus meiner Sicht sind diese Ängste unbegründet. Durch die relativ steile Hanglage ohne Aussicht, die Zusammensetzung von Gebäudenutzung und -besitzer sowie die verhältnismässig kurze Strecke unterscheidet sich die Rosengartenstrasse deutlich von der Weststrasse. In diesem Quartier gibt es viele Genossenschaften, Schulen, Studentenheime und eher wenige Privathäuser. Sicherlich würde neben dem Abschnitt Bucheggplatz bis Hardbrücke auch die Strecke Hirschenplatz bis Bucheggplatz beruhigt, da aber auch hier insbesondere Genossenschaften im grossen Stil gebaut haben, dürfte sich das nicht auf die Mietpreise auswirken.
Beim Rosengarten steht für die FDP ganz klar der Gemeinsinn im Vordergrund, weil es hier nicht um die Situation einiger Anwohner geht, sondern um eine Angelegenheit, die Stadt und Kanton nur gemeinsam lösen können. Wir machen Zürich, weil wir diejenigen sind, die hier leben.